Von Susanne Träupmann

Bonner Generalanzeiger, 02.04.2021

Kultur trotz Corona

ALFTER Das Freilichtwandertheater Alfter möchte in diesem Jahr ein erfolgreiches Stück erneut aufführen. Ebenso steht für den Trägerverein ein großes Projekt an.

Auf hoher See: Die Regisseure Bernhard Altfeld (stehend) und Olaf Sabelus auf dem Schiff des Wandertheaters. Foto: Matthias KehreinAlle zwei Jahre

Das Freilichtwandertheater Alfter will es noch mal wissen. Das Stück „Peter Pan und Käpt´n´Hook“ soll wieder aufgeführt werden. Die Premiere war 2019 über die Bühne gegangen, die obligatorische zweite Spielzeit mit demselben Stück fiel im vergangenen Jahr coronabedingt aus.

„Die Leute ziehen sich immer mehr zurück. Das ist besonders für die Kinder schrecklich. Gerade in Zeiten von Corona ist Theater wichtiger denn je, denn die Pandemie ist mit Angst und Gefahr besetzt. Dem wollen wir mit der Verzauberung unseres Stückes entgegenwirken. Nichtstun ist keine Lösung“, sagt Regisseur Bernhard Altfeld. Der 56-Jährige holt nach dreijähriger Inszenierungspause beim Alfterer Laientheater erneut die Trillerpfeife hervor, um gemeinsam mit Kollege Olaf Sabelus diese „Riesen-Herausforderung“ anzunehmen“.

Die Entscheidung zu Proben und Aufführung trafen Vorstand und Vereinsmitglieder einstimmig schon im Januar. 40 Mimen werden auf der Bühne stehen, die Rolle des Protagonisten Peter Pan übernimmt Schauspiel-Neuling Christian Kazorke. Ganz coronakonform wird es keine Massenszenen wie vor zwei Jahren geben, entsprechende Dialoge werden entfallen. Um dennoch genügend Rollen besetzen zu können, werden zusätzliche Feen und Baumwesen auf den Wegen zu den einzelnen Spielstätten auftauchen.

Abstände werden gewahrt

Noch müssen Requisiten und Masken entwickelt und gefertigt werden, Diskussionen über das passende Hygienekonzept laufen. Gespräche mit der Gemeinde Alfter sollen klären, ob, wie und in welchem Rahmen Aufführungen stattfinden können. Um den Abstand zu wahren, werden mehr Proben – vielleicht hier und da auch Einzelproben – angesetzt“, erklärte Sabelus.

Ungewiss ist auch noch die Anzahl zugelassener Zuschauer, denn, so Altfeld, man wisse heutzutage nicht, was morgen gelte. „Es ist ein dynamischer Prozess, für den wir als Profis schon prädestiniert sind, da Kreativität und Flexibilität zu unserem Beruf gehören. Schwierig wird es, wenn sich die Personenanzahl auf der Bühne ändert. Dann werden wir immer neu proben müssen“, erläuterte Sabelus den zusätzlichen Arbeitsaufwand.

Möglichst zügig sollen die ersten Einzel- und Kleinstgruppen-Proben auf der Hauptbühne am Buchholzweg beginnen. Die Premiere ist für den 20. Juni angedacht – ein Termin, der – je nach Inzidenzzahlen – auch noch einmal verschoben werden könnte. Schauspielerin und Regisseurin Mareike Osenau hat als Regieassisstentin bisher mehrere Inszenierungen des Alfterer Laientheaters begleitet, seit Corona ist die Bornheimerin hauptberuflich für den Deutschen Bühnenverein tätig.

Die Bühne wird erweitert

Nebenbei kümmert sie sich jedoch intensiv um die Planungen für den Erweiterungsbau an der Hauptbühne. Der diesbezügliche Antrag des Theatervereins wurde im August 2020 beim Rhein-Sieg-Kreis eingereicht, schon im November lag die Genehmigung vor. Kürzlich trafen sich Architekt und Statiker zu einer ersten Ausführungsplanung vor Ort, „als Voraussetzung zur Einholung von Kostenvoranschlägen“, machte Osenau deutlich.

Der Verein hat sich für die nächsten Jahre viel vorgenommen. Geplant ist die Erweiterung der 2012 genehmigten Kernbühne. Statt des beengten Bühnenbaus und verschiedener über das Hauptgebäude verteilter Satellitenbauten ist ein kompaktes größeres Hauptgebäude aus unbehandeltem Lärchenholz oder Weißtanne geplant, ergänzt durch ein Getränkebüdchen und eine Überdachung im Eingangsbereich (Traktorschuppen).

Die bestehende Kernbühne mit einem Container wird um einen zweiten Container ergänzt, um genügend Platz für Theateraccessoires zu schaffen. Der Raum zwischen den Containern soll zugleich als Hinterbühnenbereich genutzt werden, die Spielflächen vor und auf den Containern werden fest installiert und mit dauerhaften Absturzsicherungen versehen.

Photovoltaik auf dem Dach

Die künftige Umkleide schließt den Bühnenbau in Richtung Wald ab und ersetzt die bisherige Zeltlösung. Vorgesehen ist außerdem ein Gebäude für die Tageskasse und den Verkauf von Speisen und Getränken. Einen Anschluss an die öffentliche Kanalisation wird es nicht geben, für die Schauspieler ist eine Komposttoilette im Umkleidebereich geplant, mobile Toilettenkabinen werden nur temporär bei Aufführungen aufgebaut.

Der fehlende Anschluss an das Stromnetz wird durch eine kleine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Bühnenbaus kompensiert. Da ausschließlich bei Tageslicht gespielt und geprobt wird, dient der produzierte Strom lediglich der Notbeleuchtung in den Innenräumen, dem gelegentlichen Betreiben von Werkzeugen und der Getränkekühlung.

Ein Stein vom Herzen gefallen

„Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen“, freute sich Osenau über die Kreiszusage. Um Genehmigungsschwierigkeiten wie beim ersten Bauantrag 2018 zu vermeiden, hat der 2019 gewählte Vorstand Art und Umfang der Maßnahme schon mit im Vorfeld mit dem Kreis abgesprochen.

Osenau beziffert die anfallenden Kosten im fünfstelligen Bereich und damit wesentlich höher als der Verein in den Rücklagen aktuell aufweist. Daher sei die Freilichtbühne dringend auf Sponsoren und Fördermittel für die Baumaßnahme angewiesen. „Kontakt aufzubauen wird uns allerdings nur möglich sein, wenn wir uns durch Auftritte präsentieren können. Wenn es keine Aufführungen geben wird, dürfte eine Realisierung des Projekts schwieriger werden und sich letztlich verzögern“, steht für Osenau fest. Innerhalb von drei Jahren muss der erste Spatenstich erfolgen, spätestens 2028 der Bau abgeschlossen sein. Sonst erlischt der Bauantrag.

 

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